Die russische Kapelle machte den Anfang

(von Darmstädter Tageblatt Online Online Ausgabe)

Der erste Zacken auf Darmstadts Stadtkrone war nicht etwa  das Jugendstilensemble auf der Mathildenhöhe. Nein, es war die russische Kapelle, die der letzte russische Zar Nikolaus II. und  Zarin Alexandra (Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt) erbauen ließen.

Das russische Herrscherpaar wollte bei seinen Besuchen in Darmstadt nicht auf russisch-orthodoxe Gottesdienste verzichten. Im „Darmstädter Tagblatt“ hieß es zur Grundsteinlegung am 16. Oktober 1897 zwei Tage später:

„Auf dem für den Bau bestimmten Grundstücke war ein prachtvoller, reich hergerichteter Pavillon erbaut worden. Derselbe stellte einen Rundbau mit vier vorspringenden Nischen dar. Die westliche und südliche derselben, die mit reichen, zum Teil echten kostbaren Stoffen drapiert waren, waren für den Eingang bestimmt, in der östlichen befand sich der Grundstein und in der nördlichen waren die Pläne der Kapelle und Proben der für den Bau zur Verwendung gelangenden Steine ausgelegt.

Der Pavillon…. war mit einem aus grünem Stoffe hergerichteten Baldachin gekrönt, der von einer, den ganzen Bau überragenden russischen Kaiserkrone zusammengehalten wurde… Nach dem die Allerhöchsten Herrschaften das Innere des Pavillons betreten hatten, begann die feierliche Handlung…

Die Feier leitete der aus Petersburg zu diesem Zwecke hier eingetroffene Protopresbyter und Beichtvater Sr. Majestät v. Janyscheff unter Assistenz des aus Wiesbaden dazu berufenen Erzpriesters Protopopoff… Die ganze Handlung machte, trotzdem sie in russischer Sprache vollzogen wurde und im Wesentlichen den der russischen Sprache Unkundigen unverständlich blieb, einen überaus feierlichen Eindruck”.

Geweiht wurde die Kapelle schließlich gut zwei Jahre später, am 26. September 1899. Auch  zu diesem Anlass waren Zar Nikolaus II. und Zarin Alexandra mit der Familie wieder zu Gast in Darmstadt.

 

Die russische Kapelle machte den Anfang