Vor dem Ersten Weltkrieg wurden Gottesdienste anlässlich, der Besuche der Zarenfamilie, zu den Patronatsfesten der Zarenfamilie und zum Patronatsfest der Kirche von Geistlichen aus Wiesbaden in Darmstadt zelebriert. Ein besonderes Ereignis war die Hochzeit des Prinzen Andreas von Griechenland und der Prinzessin Alice von Battenberg (sie sind die Eltern des britischen Prinzen Philip, des Gemahls Elisabeth II.) im Jahre 1903, die in der russischen Kirche in Darmstadt heirateten. Die Hochzeit wurde zum „“Familienfest““ des europäischen Adels; an der Trauung nahmen u. a. teil: das russische Kaiserpaar, Großfürst Sergij und Großfürstin Elisabeth (die Neomärtyrerin Elisabeth) von Russland, das griechische Königspaar, Prinz Heinrich (der Bruder des deutschen Kaisers Wilhelm II.) und Irene von Preußen (geb. Prinzessin von Hessen), Königin Alexandra von England (geb. Prinzessin von Dänemark, Schwester der Zarin Maria, Mutter Nikolaus II.), Prinzessin Beatrice von England (jüngste Tochter der Königin Viktoria), Prinzessin Ena (spätere Königin von Spanien) und das Prinzenpaar von Hessen, sowie zahlreiche Angehörige des europäischen Hochadels. Zweifellos war diese Trauung, die zugleich das letzte große Familientreffen der miteinander verwandten europäischen Adelshäuser vor Ausbruch des I. Weltkrieges war, das festlichste Ereignis der Darmstädter Kirche. Die Zarenfamilie besuchte die Kirche noch einmal im Jahre 1910, es war zugleich der letzte““ private Gottesdienst““ in der Kirche.
Nach dem I. Weltkrieg wurden in der Kirche nur noch selten Gottes dienste zu bestimmten Feiertagen zelebriert. Seit den 3oer Jahren wurden am Gedenktag der Ermordung der Zarenfamilie Panichiden (Totengottesdienste) in der Kirche zelebriert.
Das Gemeindeleben nahm einen neuen Anfang als im August 1945 Erzpriester Tichon Kiritschuk nach Darmstadt kam, wo sich ein Lager mit 3000 Serben und 200 orthodoxen Polen befand. In diesem Lager gab es eine Barackenkirche, in der regelmäßig Gottesdienste gefeiert wurden. Vater Tichon bemühte sich aber um die Wiedereröffnung der Kirche auf der Mathildenhöhe, doch mussten zunächst die Kriegsschäden beseitigt werden: Das Dach konnte provisorisch bis Oktober 1945 wiederhergestellt werden, die übrigen Schäden wurden soweit beseitigt, dass erstmals Ende 1945 wieder ein Gottesdienst in der Kirche gefeiert werden konnte.
Bei Kriegsende 1945 lebten mehr als zwei Millionen Flüchtlinge und ehemalige Ostarbeiter aus der Sowjetunion in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands. Von den Flüchtlingen wurden in den Jahren 1945 bis 1947 mehr als 200 russische Gemeinden und Kirchen gegründet-, meist einfache Barackenkirchen in den Lagern. Auch im Raum Darmstadt lebten zahlreiche Flüchtlinge. Zum Weihnachtsfest 1945 (6. Jan. 1946 n. St.) kamen etwa 200 russische Gläubige zum Gottesdienst. Zur Gemeinde gehörten in den ersten Nachkriegsjahren etwa 300 bis 400 orthodoxen Christen verschiedener Nationalität Viele Flüchtlinge lebten außerhalb der Stadt in den Lagern und mussten einen weiten Weg bis zur Kirche zurücklegen. Zum Patronatsfest im Jahre 1946-kam Erzbischof Filofej (von 1971 bis 1982 Leiter der deutschen Diözese) nach Darmstadt. Es war der erste große bischöfliche Gottesdienst seit vielen Jahren: Es konzelebrierten mehr als 10 Geistliche, es sang der Chor aus Wiesbaden, der durch Sänger aus Darmstadt verstärkt worden war.
Bis Mitte der 50er Jahre verfügte die Gemeinde über einen eigenen Priester, danach wurden die Gläubigen von Geistlichen aus München, Frankfurt und Wiesbaden mitbetreut. Die Mehrheit der Gemeindemitglieder war bis 1950 von Deutschland nach Übersee ausgewandert, die meisten Flüchtlingslager wurden bis 1955 aufgelöst. An den Gottesdiensten nahmen zu dieser Zeit viele Serben teil, da die Gemeinde von einem serbischen Priester betreut wurde.
Die Kirche in Darmstadt war seit Ende der 50er zugleich kirchliches Zentrum für den Raum Mannheim-Heidelberg, Mainz-Worms und Miltenberg-Aschaffenburg (unteres Maingebiet), wo es zahlreiche Gläubige und Gemeinden (ohne Kirchen) gab- Im näheren Einzugsgebiet von Darmstadt lebten ca. 250 bis 300 Gläubige, doch kamen zu den Gottesdiensten an hohen kirchlichen Feiertagen aus dem gesamten Umland Gläubige nach Darmstadt. Seit dem Jahre 1987 wird die Gemeinde von dem russischen Priester, Vater Slawomir Iwaniuk, betreut. Gottesdienste werden seitdem 14-tägig und zu bestimmten Feiertagen zelebriert. Zur Gemeinde gehören Russen, Serben, Griechen und Deutsche aus Darmstadt und der Umgebung. Für das Gemeindeleben ist es von großer Bedeutung, dass der Raum unter dem Kirchenraum zu einem Gemeindesaal ausgebaut werden konnte. Hier treffen sich die Gläubigen nach den Gottesdiensten, können Gespräche mit dem Priester führen oder ganz einfach miteinander plaudern.
In den Jahren 1958 bis 1988 gab es noch eine zweite russische Kirche in Darmstadt, die der „“Ikone der Allh. Gottesmutter von Kazan““ gewidmet war und sich im russischen Altenheim in der (Untere Landkronstr- 115) Rüdesheimerstr. 115 befand. Das Altenheim, in dem 80 Emigranten lebten, war mit Unterstützung der Evangelischen Kirche errichtet worden- Die Ikonostase und die übrige Kircheneinrichtung stammten aus der russischen Kapelle des Altenheims in Varel, das im Herbst 1957 geschlossen wurde. Die Betreuung der Altenheimbewohner lag über 10 Jahre in den Händen von Priester Nikodim Kafanov, der selber im Altenheim wohnte. Er zelebrierte – trotz seines hohen Alters – an allen Sonn- und Feiertagen Gottesdienste und die Vigil am Vorabend. Viele Altenheimbewohner besuchten aber auch die Gottesdienste auf der Mathildenhöhe- Zur Tradition gehörte es, dass das Weihnachtsfest von beiden Gemeinden gemeinsam gefeiert wurde. Die Altenheimkirche wurde dann im Jahre 1988 geschlossen, da sich unter den Heimbewohnern nur noch wenige Emigranten befanden.